Calvert Hills 2011


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Der endgültige, traurige Abschied von Calvert Hills war am 25.08. nach unserer ersten Offroad-Runde und ist im Kapitel "Off-Roadtrip" nachzulesen.

Jenny und ich springen!
Jenny und ich springen!

13.08.2011 – alles hat ein Ende

 

Als die Arbeit immer weniger wurde, wurden die gemütlichen Grillabende mehr. Abendbrot am Bach, Käsehäppchen und Dips am Big Calvert River … und an unserem letzten Arbeitstag ging es nach dem Mittagessen mit versammelter Mannschaft zu den Rockpools, wo wir die Krokodile mit Motorboot, zwei Kanus und viel Spaß und Trallala vertrieben haben und endlich mal in den Big Calvert River gesprungen sind.

 

Um so schwieriger ist es nun, langsam Abschied zu nehmen und unsere Sachen zu packen, aber wir wollen ja auf zu weiteren Abenteuern.

Offroad Ausflug
Offroad Ausflug

07.08.2011 – Off-Road Safari

 

Einige der Jungs waren zwischenzeitlich in der Stadt und haben sich Autos gekauft, 4x4 versteht sich. Und so war unsere übliche Wochenend-Reisegruppe nun aufs Doppelte angewachsen und 4 Wüstenschiffe machen sich mit 10 Wochenend-Abenteurern auf den Weg.

 

Der erste Tag war zum eingewöhnen erstmal ein guter Offroad-Track, fast wie eine Autobahn, runter zu den Geisterseen. Einmal mehr sind alle beeindruckt von den riesigen (temporären) Seen, die nur alle paar Jahre Wasser haben. Während die meisten ihr Camp aufbauen, baut Polle ein Floß aus Wasser- und Benzin-Kanistern. Das Floß flößt zwar nicht so richtig, dafür fließt einiger Rum und Wein unsere Kehlen hinunter und wir haben einen lustigen Abend am Lagerfeuer.

 

Leicht verkatert setzt sich die Safari-Kolonne bestehend aus 1 LandCruiser Ute, 1 Hilux Ute, 1 LandCruiser 62 Station Wagon und unserem LandCruiser Shorty am Samstagmorgen in Bewegung Richtung Blackfella Spring. Erstaunlicherweise ist der Track als gestrichelte Linie auf unserer neuen Navi-Software verzeichnet, aber wie es aussieht, ist hier seit Jahren kein Fahrzeug mehr entlang geholpert, unnötig zu sagen, dass niemand von uns je an der Quelle (Blackfella Spring) war. Das letzte Mal, das jemand zumindest einen Teil der Strecke zurückgelegt hat, war vermutlich letzten Oktober, als Nico und ich bis zur Fels-Begräbnis-Stätte vorgedrungen sind, die auf halben Wege liegt und auch nun der erste Stopp unserer Wochenend-Expedition werden sollte.

Grab
Grab

In einem recht flachen, kargen Gebiet befindet sich eine ungewöhnliche Ansammlung von Felsen, die viele Überhänge, Felsspalten und höhlenartige Formationen haben. Man kann sich gut vorstellen, dass nomadische Aborigine-Stämme dieses Gebiet zeitweise als eine Art Dorf benutzt und unter den Überhängen in den Höhlen gelebt haben können. Jack findet sogar eine Art Bett aus Paperbark (Papierrinde). Wir zeigen den anderen die Begräbnisstätte, an der aller Vermutung nach 4 Krieger bestattet worden sind. Ihre Gebeine sind in einer Felshöhle hinter einer Art Mauer aus Paperbark- und kleinen Felsstücken beigesetzt worden. Wir verändern zwar nichts, aber durch die über die Jahre gelockerte Steinmauer zählen wir 4 Schädel und fragen uns, wie viele Jahre sie hier wohl schon liegen. Neben ihren Gräbern sind Spuren in den Felsen, an denen sie und ihre Gefährten Speerspitzen geschärft haben. Darunter finden wir Überreste von Speerspitzen, scharfe Steinstücke von Steinen, die auch für uns nicht-Geologen eindeutig von den umliegenden Felsen zu unterscheiden sind.
Wir erkunden die Gegend ein bisschen und erzählen Geschichten im Schatten der Höhlendächer, bevor wir uns auf den Weg in unbekanntes Gelände machen.

Blackfella Spring
Blackfella Spring

Der Track ist mal sandig, mal verwaschen, mal steinig, mal kaum zwischen den Sträuchern zu finden, mal von Pflanzen überwuchert und immer hart. Die Autos stampfen schwerfällig wie Outback-Elefanten hintereinander durch Washouts und Water-Crossings (Verwaschungen und Wasser-Querungen). Wir kommen nur langsam voran doch irgendwann erreichen wir Blackfella Spring. Mitten im mittlerweile sehr trockenen, wenn auch dennoch farbenfrohem Bush mit vereinzelten kleinen Bäumen und Sträuchern, ragen plötzlich riesige Paperbark-Bäume und frische, grüne Palmen in die Höhe. Wir lassen unsere Elefanten im staubigen Outback-Sand stehen und machen uns zu Fuß neugierig auf den matschigen Weg in dieses Feuchtgebiet. Würde man mich mit verbundenen Augen hierher bringen und dann fragen, wo ich sei, würde ich sagen im tropischen Regenwald. Zwischen den langen, hohen Paperbark-Bäumen wachsen auf nassem Boden Farne, frisches Gras und Palmen. Überall sind kleine Quellen aus denen kleine Rinnsale in den Fluss plätschern, wo mal wieder jede Menge Crocodile rumhängen. In den hohen Bäumen kreischen aufgeregt schwarze und weiße Kakadus und Kookaburras, denen wir gar nicht willkommen sind in ihrer sonst so ruhigen Oase. Nachdem wir das Quellgebiet einmal umrundet haben, suchen wir uns einen Platz am Fluss, wo wir ein Picknick machen. Und wieder stören wir jemanden, zwei Brumbies (Wildpferde) wollten hier eigentlich einen Drink nehmen, sind aber von unserer Anwesenheit irritiert und beobachten uns eine Weile misstrauisch, bevor sie lieber wieder weg galoppieren. Vielleicht mochten sie auch einfach kein Metallica, was aus Jack’s Ute dudelte.

auf dem Heimweg
auf dem Heimweg

Als wir etwas später den Brumbies und Vögeln wieder ihre Ruhe lassen und heim holpern wollten, verzögerte sich unsere Abreise noch kurz, denn unser Shorty hatte sich auf dem rauen Track einen Stein eingetreten und nun einen Platten. Doch alles halb so schlimm, mit Ersatzrad fahren wir in schönstem Abendlicht durch ein farbenfrohes Outback nach Hause.

Bullcatching
Bullcatching

24.07.2011 – Bullcatching (Bullen fangen)

 

Wir erkläre ich denn nun am besten Bullcatching? Der Wissensstand der meisten Deutschen über Kühe und Rinderzucht beschränkt sich wohl darauf, dass diese gefleckten Tiere in heimischen Breitengraden auf Weiden oder in Ställen rumstehen und vorwiegend Milch geben oder auch mal zu ner guten Roulade verarbeitet werden können. Dass es hier im Outback etwas anders zugeht, habt Ihr ja anhand meiner Tagebucheinträge ein bisschen mitbekommen und Nico hat schon letztes Jahr versucht, etwas übers Bullcatching zu erzählen.

Die Calvert Hills Rinder leben auf mehr als 1 Mio Acre Bushland und werden 1-2mal im Jahr zusammengetrieben, um sie zu sortieren, markieren und einige davon zu verkaufen. Die größten, schwerfälligsten, gelassensten oder auch einfach cleversten Bullen haben jedoch keine Lust darauf, mit der Herde ins Yard zu laufen und sich dort markieren, kastrieren und die Hörner stutzen zu lassen. Man nennt sie hier „cleanskin“ (saubere Haut), weil sie keine Brandmarkierungen haben. Eine der größten Herausforderungen unserer „Ringers“ (Cowboys) ist es nun, diese mächtigen Bullen zu fangen, um sie später für bestes Geld zu verkaufen.

Am Samstagmittag rücken wir also aus:

- ein Hubschrauber, um die Bullen zu lokalisieren und durch den Bush zu jagen bis sie erschöpft sind

- zwei alte Autos z.T. mit Reifen am Bullfang, um sie am Boden zu jagen und schließlich umzuschubsen („umschubsen“ ist übrigens recht mild ausgedrückt)

- einige kühne Jungs mit Lederriemen, Seilen, Ketten und viel Mut ausgerüstet, um sie zu fesseln und zu verladen

- Nico fährt den LKW, mit dem sie am Ende nach Hause transportiert werden

- und ich fahre ein Auto mit den Mädels, die die Fotos machen.

Vier Stück haben wir am Sonnabend gefangen. Rasende Bullen, ansehnliche Tiere, die uns am liebsten umgebracht hätten, am Ende jedoch in Ketten lagen und mir leid taten. Einzig die Tatsache, dass sie ein schönes Leben im Bush hatten und sich bisher nie haben finden und nerven lassen, beruhigt mich. Doch irgendwann werden ziemlich viele Rouladen aus ihnen werden, so ist es nun mal.

Jenny, Jens, Lisbeth, ich und Nico am JumpUp-Camp
Jenny, Jens, Lisbeth, ich und Nico am JumpUp-Camp

22.07.2011 – große Krokodile, kleine Fische

 

Die letzte Zeit war es etwas ruhiger und wir hatten auch mal wieder ein paar Tage frei, in denen wir uns ein bisschen rumgetrieben haben. Vergangenes Wochenende hatten wir zu fünft ein schönes Camp am Jump-up. Am Abend hatten wir Besuch vom Bossman mit Begleitung und am nächsten Morgen haben wir uns nach einem großen Frühstück, mit Beef vom Grill versteht sich, auf den Weg zur Schlucht des Little Calvert River gemacht. Diesmal bis zum Ende mit Blick ins Big Valley (große Tal). Wir waren uns alle einig, dass es hier schöner ist als am berühmten Kings Canyon, obwohl (oder gerade weil) unser Wanderweg anders als dort überhaupt nicht geebnet war und es für uns über Stock und vor allem Stein ging, inklusive kleinerer Klettereinlagen.

Es war ein heißer Tag und trotz erfrischendem Wind haben wir darüber nachgedacht, später ein schönes Bad im Little Calvert zu nehmen. Das Wasser glitzerte verlockend unten am Fuße der Schlucht. Bis wir das ein Fischwasserkrokodil erspäht haben - und was für eins, nicht so ein 1-Meter-Ding wie letzte Woche schonmal, nein, der Kollege war mindestens 2,50m lang, wenn nicht gar größer und er sollte nicht der einzige bleiben. Ein Stückchen weiter haben wir sechs Stück seiner Sorte und Größe auf einmal gesehen. Die hatten’s gut, wie sie so gemütlich im frischen Wasser rumhängen konnten. Für uns hatte sich diese Idee damit erledigt. Zum Glück gab es einen kleinen Wasserfall, in dem ich eine Dusche nehmen konnte, während Jens Fische gefangen und Nico sie am Feuer geröstet hat in einer Art Oase unten am Fluss, in der wir uns von unserer Wanderung erholen und aklimatisieren konnten.

Nico mit dem "großen" Fang
Nico mit dem "großen" Fang
 

Einige Tage später hat Bossman Nico und mir mal nen Tag unter der Hand frei gegeben (als Arbeitstag eingetragen). Unter der Bedingung, dass wir früh verschwinden und als Curly uns fragte, ob wir Stullen machen wollen, hat Paul aufs schärfste protestiert und gemeint, Busch-Tucker-Fan Nico soll sich mal kümmern. Wir also total müde und etwas überfordert mit dem unerwarteten freien Tag und der Aufgabe, frühmorgens mit der Angelleine im Gepäck los. Dass aus uns keine guten Fischer werden, hatten wir ja bereits letzten November im Golf von Carpentaria festgestellt und daran hat sich nicht allzu viel geändert. Bereits die Suche nach einer Stelle, an der wir einen guten Fang vermuteten war langwierig, das Angeln selbst eine tagesfüllende aber amüsante Beschäftigung am Big Calvert River. Zum Glück haben wir hier keine Krokodile gesehen, denn einmal musste ich halb ins Wasser, weil Nico den Angelhaken hinter eine Felsinsel geworfen hatte. Nun sind wir quitt mit meiner Angelleine im Baum im Lakefield Nationalpark. Am Ende des Tages hatten wir jeder einen mickrigen kleinen Fisch gefangen und zum Glück noch etwas Reis im Auto, den wir am Feuer dazu kochen konnten. Doch auch wenn sie nicht sättigend waren, so waren sie doch sehr lecker, unsere ersten selbst gefangenen frischen Fische!

9.7.2011 – Ende des großen Mustering


Das große Mustering ist beendet, nun wird es wieder etwas ruhiger und langsamer.
Wir haben in den letzten Tagen vorwiegend Kühe mit Kälbern wieder raus in den Bush gebracht. Der Helicopter ist seit einigen Tagen weg und so habe ich auch endlich mal gelernt, wie es ist, eine Herde ausschließlich vom Boden aus zu bewegen. Zwei Autos, zwei Quadbikes und zwei Pferde hatten die Herde gut im Griff, wenn auch alles viel langsamer geht ohne Chopper.
Doch auch insgesamt, war die Saison viel ruhiger und mit besserer Laune als im letzten Jahr. Im Yard wurde viel rumgeblödelt, nicht nur als Bavo’s Kids da waren und wir hatten gemütliche Abende am Lagerfeuer, die Jungs singend in der heißen Badewanne im Garten. Selbst die Truckfahrer, die die Rinder abgeholt haben, kamen meist einen Tag früher, weil es ihnen hier so gut gefallen hat und hier bessere Laune herrschte als auf anderen Stations, wie sie meinten.

29.06.2011 – Mustering-Statistik vom 28.Juni

 

28.Juni:

3:30h aufstehen

4:30h los nach Turntable holding paddock

6:30h Ankunft mit Sonnenaufgang die Helicopter erreichen das Gehege kurz nach uns und setzen die Herde in Bewegung

35km vom Turntable- bis zum 6-Mile- Gehege, neben dem Homestead/zu Hause

ca. 1200 Rinder; Kühe, Kälber, Bullen

2 Chopper (Helicopter)

3 Utes (Pritschenwagen)

1 Troopy (geschlossener Toyota) als Kälbertaxi

2 Quadbikes (Lisa & ich)

17Uhr Ankunft in 6-Mile, die Kühe sind nach 10stündigem Marsch kaputt, mir tut der Hintern vom Quadbike weh.

19Uhr Abendessen (ich hatte tagsüber nur ½ Stulle, für mehr war keine Zeit)

20Uhr ein Schlummer-Wein auf der Bettkante und ich penne ein

 

Blick aus dem Fenster heut Morgen, sie bringen die Herde heim
Blick aus dem Fenster heut Morgen, sie bringen die Herde heim

29.Juni:

Ich hab nochmal 1/2 Tag frei, weil Jack und Michael auch mal ne Chance bekommen sollen, die Herde mit den Quadbikes die letzten 6 km nach Hause zu holen.

Ich schlafe bis 8 und kann dann aus meinem Fenster beobachten, wie die Herde am Yard ankommt und der Helicopter sie rein bringt. Wir haben’s geschafft, die Rinder aus einigen der am weitesten vom Homestead entfernten Gegenden heim zu holen.

27.06.2011 – Momente


Auf MTV-classic läuft Bon Jovi’s „Wanted“. Der Videoclip zeigt den (nicht immer ganz so) aufregenden Touralltag einer Rockband. Ich verliere mich kurz in Gedanken und Erinnerungen an meine alte Arbeit und das Rock-Business. Ich vermisse es nicht wirklich, auch wenn ich mich gern daran erinnere.

Ich schaue raus in den australischen Bush und ein Pferd guckt zum Fenster rein „I’m a cowboy…“ – ja genau!

„On a steel horse I ride“ – na gut, das vermisse ich schon ein bisschen (liebe Grüße nach Frankreich ;-).

 

Nach zwei Monaten auf Calvert Hills hat sich hier sowas wie ein Alltag eingestellt und es ist normal geworden, am Zaun entlang bis zur Schlucht zu fahren, abends die Yabbie-Falle zwischen den Palmen am Fluss fest zu machen, ein Feierabendgetränk am Lagerfeuer auf dem Hügel hinterm Haus zu trinken, die Pferde wiehern vor dem Fenster und die Magpies und Kookaburras trällern und krächzen morgens und abends. Doch es gibt Momente, wie heute Morgen, in denen ich mich daran erinnere, dass dies alles bis vorletztes Jahr überhaupt nicht normal und alltäglich war. Und irgendwann, wenn das Visa ausgelaufen ist, wird es ein weiteres Kapitel sein, an das ich mich nur allzu gern erinnere und wenn ich einen Slim Dusty Song höre, werde ich dran denken, wie es war, als ich ein „ringer from the Top End“ war.

Doch bis dahin gibt es hier noch einige Abenteuer zu erleben. Letzte Woche zum Beispiel haben wir die kleine Schlucht am Little Calvert River erkundet und einige Aborigine Malereien gefunden, bevor wir unsere Yabbies auf dem Lagerfeuer gegrillt haben. Morgen holen wir eine weitere Herde Kühe rein, dann ist wieder Action im Yard, ich sortiere alle durch meine Tore, die Brandings glühen und das Skalpell zum kastrieren liegt bereit. 2500-3000 Kühe pro Tag, wie im Song „Ringers from the Top End“. In ein paar Tagen kommt der nächste Truck, der die fetten Fleischkühe abholt, die man bald bei McDonald’s wiederfinden wird. Das ist unser Alltag gerade!

Little Jack beim Bullenreiten
Little Jack beim Bullenreiten

18.06.2011 – 21 Tage


Nach 21 Tagen habe ich morgen mal einen freien Tag – juhuu! Allerdings ist die Stimmung trotz langer Arbeitstage und nicht vorhandenen Wochenenden nicht schlecht, im Gegenteil. Ich freue mich zwar morgen aufs Ausschlafen, aber ich kann nicht sagen, dass ich auf dem Zahnfleisch gehen würde. Auch die anderen sind gut gelaunt, machen Schabernack und sind guter Dinge. Die einzigen, die nicht so viel Spaß haben sind die Kühe, die wir Herde für Herde kontinuierlich reinholen und mustern.
Für mich ist die Arbeit sehr vielseitig, da Bossman Paul mich ganz unterschiedlich einteilt. Wenn ich nicht im Yard sein muss oder mal nen Tag Rouladen und Streuselkuchen für die Gang mache, dann rumpel ich in der Regel durch den Busch, knattere durchs Unterholz, gleite durch den Sand, krauche über Steine oder schliddere durch Matsch, meistens mit irgendeinem Auto, vorzugsweise dem Hilux, den Nico letztes Jahr wieder aufgebaut hat. Die Quadbikes sind derzeit leider mehr in der Werkstatt als im Gelände, außerdem ist es derzeit fast zu kalt für die Bikes. Ja, richtig gelesen, es ist kalt! Bis mittags trage ich Frostbeule oft Unterhosen, dann ist es ein paar Stunden heiß, bevor es mit Sonnenuntergang wieder sehr frisch wird. Also auch kein Wetter zum campen, weswegen wir die freien Wochenenden kaum vermissen.

08.06.2011 – Kälber-Mama


Mustering bedeutet, die Kuhherden werden zusammengetrieben und im Yard sortiert, markiert, durchs Desinfektions-Bad geschickt usw. Auf einem Gelände so groß wie Calvert Hills, heißt das, dass die Kühe erst einen mitunter zig Kilometer weiten Fußmarsch aus dem Busch bis zur Station selbst machen müssen, um dann hektisch durchs Yard getrieben und sortiert zu werden. Dabei geht es natürlich drüber und drunter. Kälber verlieren ihre Mütter und staksen planlos, nach Mama blökend der Herde hinterher. Nach ihren Kindern schreiende Kühe wollen zurückrennen, um ihre Kälber zu suchen. Es ist erstaunlich, dass die meisten Kühe und Kälber sich nach der ganzen Aktion wiederfinden, um dann wieder gemeinsam zurück in den Busch zu wandern, da hin, wo sie vor dem Mustering gewohnt haben.

Kälbchen schlafen im Auto
Kälbchen schlafen im Auto

Die meisten - für die Kälber, die ihre Mütter nicht wiederfinden, haben wir letzte Woche den Kälberstall wieder fit gemacht, das Gehege von mannshohem Unkraut befreit und die Tröge und Flaschen gewaschen. Dann habe ich einen unserer Troopys (zues Auto ohne Ladefläche) zum Kälbertaxi erklärt, mit dem wir die ersten 4 hungrigen Minikühe eingesammelt haben. Dann habe ich mein erstes Kälbchen mit der Flasche gefüttert. Sie sind aber auch niedlich, kaum zu glauben, dass daraus mal dicke fette Blökekühe werden sollen.
Da die Quadbikes sowieso gerade kaputt sind, habe ich gestern, als wir die nächste Herde Kühe nach Hause geholt haben, gleich wieder das Kälber-Taxi genommen, um diejenigen zu chauffieren, die die lange Strecke nicht ganz laufen können.

28.05.2011 – Calvert Hills Ausflug


Heute hatten die Mädels frei: Ausschlafen und Ausflug!

Wäre Calvert Hills ein Nationalpark (was landschaftlich ganz und gar nicht abwegig ist), dann gäbe es dazu wohl auch eine schicke Broschüre, die unsere heutigen Ausflugsziele ohne Übertreibung in den höchsten Tönen anpreisen würde: the Cave, ist eine riesige, unterirdische Fels-Höhle mit Tropfsteinen, Fledermäusen und Schlangenspuren; die Rundfahrt ging weiter durch mein geliebtes Little Valley zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man übers Big Valley auf rote Felswände in dichtem, hügeligem Buschland schauen kann und dann zum Sonnenuntergang zum Jump-Up, einem Camp- und Aussichtspunkt im Big Valley. Aber zum Glück ist Calvert Hills kein Nationalpark und so hatten wir sechs Mädels diesen Ausflug ganz für uns alleine, ohne Touristen.

Bis auf die Höhle kannte ich zwar alles schon, aber ich genieße es immer wieder, nicht nur an solch einem Ausflugstag, sondern auch beim Arbeiten an den Zäunen, in dieser tollen Landschaft zu sein. Die Felsen schimmerten heute im Abendlicht besonders dunkelrot. Überhaupt sind die Farben in der Umgebung ein wenig anders, als im letzten Jahr. Dadurch dass es trockener ist, gibt es mehr rot-, orange- und braun-Töne und nur einige grüne Tupfer dazwischen.

25.05.2011 – alte Hasen

Es ist zwar erst die zweite Saison hier, aber es ist schön, wie man sich dieses Jahr doch so gut auskennt und heimisch fühlt. Waren es letztes Jahr noch irgendwelche Zäune mitten im Nirgendwo, zu denen ich mitgenommen oder geschickt worden bin, so weiß ich heute ungefähr, welche Gehege wo sind, wie einige Zäune verlaufen und wie ihr Zustand oder der Weg dahin ist. Ich war in den letzten Wochen an Orten, von denen ich vor einem Jahr noch gedacht hätte, dass ich nie wieder da hin käme und habe Zäune geflickt, von denen ich letztes Jahr noch dachte, dass sich diesjahr andere damit auseinandersetzen müssen. Spätestens seit letzte Woche die „Neuen“, drei Backpacker/innen aus Holland, Dänemark und England angekommen sind, fühl ich mich schon fast als alter Hase auf Calvert Hills. Mir wurden die beiden Mädchen ein bisschen anvertraut. Jetzt fragen sie die ganzen Fragen, die ich letztes Jahr hatte und sind diejenigen, die sich noch langsam und unbeholfen anstellen beim Fencing (Zaunbau) und der Meinung sind, alle anderen können das viel besser, kennen sich besser aus und sind viel kräftiger.

Nun scheint das Team also komplett zu sein, mit nur drei neuen Rucksacktouristen, alle anderen sind quasi Spezialisten. Darüber hinaus sind diesjahr an unsere Sprachkenntnisse gehobene Ansprüche gestellt. Denn während wir 2010 neun Leute im Team waren, deren Muttersprache nicht Englisch war, so sind wir jetzt nur noch vier und die Australier, Briten und Ami-Chefin vergessen das gern mal, deutlich zu sprechen und reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.

Außer den Neuankömmlingen gibt es aber nicht viel Neues. Wir liegen mit den Zäunen gut in der Zeit und haben begonnen, Kühe einzutreiben, die wir schon bald nach Hause bringen werden. Allerdings können noch keine Trucks kommen, um sie abzuholen, denn die Straßen auf Queensland-Seite sind noch nicht durchgängig befahrbar. Auch wenn es hier auf dem Calvert-Hills-Gelände im Vergleich zum letzten Jahr bedeutend trockener ist, so sind die Straßen dennoch in schlechterem Zustand, was vor allem die Chefin ärgert, die natürlich so schnell wie möglich Rinder verkaufen will. Aber unser Gehalt bezahlt sie und der „Nutella-Truck“, der uns mit Lebensmitteln und Treibstoff versorgt soll angeblich auch diese Woche das erste Mal kommen.

15.05.2011 – Küchendienst


Nach einer Woche Zäune bauen, hab ich vergangene Woche mal ein paar Tage lang das gemacht, wofür ich mich letztes Jahr eigentlich beworben hatte: Köchin. Das bedeutet aber nicht nur, dass hier mal gute deutsche Hausmannskost angesagt war (Sauerbraten, Kohlwickel und Rouladen), sondern leider auch, dass ich um 5 Uhr als erstes aufzustehen musste und zu nachtschlafender Zeit, 2 Stunden vor Sonnenaufgang mit meiner Akku-Lampe warmes Frühstück für die Crew vorbereitet hab.

ich mach Hackfleisch aus nem Kuhbein
ich mach Hackfleisch aus nem Kuhbein

Außerdem heißt Köchin auf Calvert Hills nicht einfach nur ein bisschen rumköcheln, nein, ist alles ein bisschen rauer und grobschlächtiger hier, auch der Küchendienst. Mit Betonung auf „-schlächtiger“, denn die Arbeit war manchmal eher die eines Schlachters, als die eines Kochs. Die Hauptzutat zu jeder Mahlzeit, Rind, muss im Kühlhaus von den Kuhhälften (na gut, Vierteln oder Achteln) abgeschnitten werden und zwischendurch hab ich beide Vorderkeulen durch den Fleischwolf gejagt. Aber kein Problem und es hat uns allen geschmeckt. Vor allem auf die Rouladen sind die Australier total steil gegangen.
Ja, alles ist zu was gut. Während Nico bis vor einem reichlichen Jahr nicht gedacht hätte, dass ihm seine Autoklempnerausbildung mal zu irgendwas nütze sei. So hab ich diese Woche daran gedacht, dass es gar nicht schlecht war, einige Jahre neben einer Fleischerei und Schlachterei zu wohnen und somit keine Berührungsängste mit dem Schlachten und Verarbeiten von Fleisch zu haben. (Sorry liebe Vegetarier).

05.05.2011 – erste Woche in Calvert / Zäune Zäune Zäune


Ich hab mich wieder eingewöhnt in Calvert Hills. Sitze im neuen Zimmer, das wunderschön sonnig und damit eigentlich heiß, seit gestern aber klimatisiert ist. Tagsüber checken wir Zäune und holpern mit den Autos auf abenteuerlichen und wunderschönen Offroad-Strecken rum, abends fallen wir kaputt ins Bett. Aber von Anfang an.

Calvert Road am Morgen
Calvert Road am Morgen

Kurz vor Sonnenaufgang geht der Generator an, das heißt: Strom, Licht, aufstehen, Zäune reparieren fahren. Wir sind bereits auf dem Weg zum Zaun, wenn die Sonne gerade so über den Horizont schaut und uns blendet, als ob sie uns wachkitzeln will und wenn der Nebeldunst über den Bächen und Flüssen steht. Es ist schön, wieder im Bush unterwegs zu sein und dabei nicht sein eigenes Auto auf dem Gewissen zu haben. Mit den guten alten Station-LandCruisern holpern wir über Stock und Stein, durch Bäche und über Hügel entlang der Zäune. Zeitweise erscheinen sie endlos, doch dann kommt nach einem langen Stück Busch-Zaun und zermürbender felsiger Holperstrecke plötzlich ein Swamp, also eine überflutete Ebene, wo Bäume scheinbar im See stehen, zwischen ihnen Seerosen und verschiedenste Wasservögel (unter der Oberfläche wohl viele Fische und Krokodile, meinen die Jungs). Später stehen mitten im Wald plötzlich Palmen, wir erreichen einen plätschernden Bach. Einziger Wermutstropfen, das bedeutet, dass ich gleich bis zur Hüfte drin stehen werde, denn die Wassermassen während der Regenzeit haben fast alle Zäune über den Bächen weggerissen und wir müssen sie nun wieder aufbauen. Insgesamt hatten wir diese Woche aber Glück, Nico und Tobi haben letztes Jahr gute (deutsche Wert-)Arbeit geleistet und unser Zaun ist in gutem Zustand. Meistens kommen wir nach Hause, wenn die Sonne schon wieder tief steht, uns auf dem Rückweg abermals ins Gesicht scheint und nun unsere Augenlider zudrücken will. Wenn sie untergeht freuen wir uns aufs Abendbrot. Danach wird noch ein bisschen geschwatzt, bevor sich die meisten gegen 9 für die Nacht verabschieden.
So sieht er aus, der Zaunbau-Alltag in Calvert Hills, ähnlich wie letztes Jahr.

unsere Sachen in Calvert
unsere Sachen in Calvert

29.04.2011 – zurück in Calvert


Lisa und Paul begrüßen uns herzlich in Calvert. Es ist schön, wieder da zu sein, vieles ist wie immer und doch einiges anders. Wir begrüßen noch recht verhalten die neuen Leute und nehmen unser neues Zimmer in Augenschein.

Zu den Dingen, die sich nicht geändert haben zählt unter anderem, dass ich erstmal Großputz machen muss. Doch was mich letztes Jahr noch hat zweifeln lassen, darauf war ich diesmal vorbereitet. Also in die Hände gespuckt, alle Waschmaschinen voller Bettdecken und Laken gestopft, Besen, Lappen, Spray&Wipe (Sprühallesreiniger) und los geht’s.
Mein erster Arbeitstag begann damit, dass ich mich mit Karcher und Clorex bewaffnet über die Bäder und Toiletten her gemacht hab. Die Regenzeit hat wieder ihre Spuren hinterlassen und die Jungs hier schien es nicht so sehr zu stören.
Am Abend mussten wir noch raus in den Bush, Fleisch holen. Auch wie immer, dicke fette Kuh schießen, Fleisch abschneiden, Grillen. Der Arbeitstag endete, nachdem ich ¼ Kuh gehäutet hab und anschließend riesige Fleischbatzen im Fleischraum aufgehangen hab. Eine heiße Dusche und dann Kennenlernen und Geschichten am Lagerfeuer, während jeder Fleisch von den Rippenknochen der bis vor ein paar Stunden noch ahnungslosen armen Kuh nagt. Dazu ein bisschen Wein, ein bisschen Bundi (Bundaberg Rum) und ich muss sagen, die derzeitige Crew ist sehr angenehm. Keine Neulinge, wir unterhalten uns am Feuer darüber, was dieser Platz wohl an sich hat, dass man irgendwie immer zurückkommen muss. „Batman“ aus Holland und war vor 3 Jahren schon mal da. Bavo, ein Queenslander Cowboy hat schon auf vielen Stations gearbeitet, auch viele Jahre hier und ist diesjahr zurück. Bravo und sein Bruder sind erst Teenager, aber sie arbeiten seit ein paar Jahren als Jackaroo und helfen seit letztem Jahr immer wieder auf Calvert Hills. Lisa ist, ähnlich wie ich, gleich nach ihrer Ankunft in Australien auf Calvert gelandet, mittlerweile ist sie Australische Staatsbürgerin und auch immer noch da. Tja und dann wir, ein Jahr später….