Trans Labrador Highway

*english version below*

 

 

Ja, mit Flipflops und Kleid durch die Australischen Wüsten zu reisen und zu wissen, dass am nächsten Tag wieder die Sonne scheint, ist schon etwas anders, als bei -15 Grad durch die Tundra Labradors zu fahren und Schneestürme aussitzen zu müssen.Dennoch hat unsere Winterreise durchs weiße Rauschen einen ganz eigenen Reiz und einzigartige Eindrücke.

 

 

Entlang der Küsten Neufundlands und Labradors treiben wir mit dem Schnee durch die Landschaft und kleine Ortschaften, alles grau in grau und hinter einem Vorhang aus eisigem Schneetreiben. Wir fragen uns, was Leute bewegt in diesem menschenfeindlichen Klima zu leben. Ebenso wie sie sich fragen, was uns bewegt zu dieser Jahreszeit zu reisen.

 


Das geht so bis Port Hope Simpson, dann hat uns der richtige Schneesturm erreicht und ein Weiterreisen ist nicht möglich. Wir müssen ihn zwei Tage lang aussitzen. Wir denken an Tarrantino's „Magnificant Seven“ und King's „Shining“. Wir hängen in einem 500-Seelen-Kaff fest, in dem zu dieser Jahreszeit bestenfalls 300 Menschen zu Hause sind. Zwischen Tankstelle und dem örtlichen Café erfahren wir jeden Klatsch und Tratsch, ob wir ihn wissen wollen oder nicht, dazu die Verwandtschaftsverhältnisse und Krankheitsgeschichten des halben Dorfes. Zum Glück kommen wir nicht dazu, weiter über den Zusammenhang dieser beiden nachzudenken (die Ortschaften sind wirklich sehr dünn besiedelt), denn dann hören wir noch die Krankheitsgeschichten der Hunde in der Nachbarschaft. Aber wir erfahren auch, dass die nächsten richtigen Einkaufsmöglichkeiten, Walmart, Krankenhäuser etc. auf Neufundland sind, mindestens eine Tagereise und Fährfahrt entfernt. Corner Brook und St. Johns sind die nächsten „großen“ Städte (Corner Brook 600km, 19.000Einwohner, St. Johns mehr als 1000km). Und in der Uckermark regt sich ein Prenzlauer auf, dass er 35km zum Spezialarzt nach Schwedt muss. Wie auch immer. Zwei Tage Schneesturm in Port Hope Simpson - einfach nur wunderbar schrullig und richtig am **** der Welt.

 


An der Tankstelle ist übrigens auch während des Blizzards Hochbetrieb. Egal ob jung oder alt, Männlein oder Weiblein, wirklich jeder ist nun mit dem Schneemobil unterwegs und muss dieses hin und wieder auftanken. Außerdem klingelt das Telefon in einer Tour, da der Tankstellenbesitzer einen Schneepflug hat und nun jeder seine Auffahrt geschoben haben möchte. Wir bleiben nicht nur auf einen Kaffee, sondern auch zur Nacht (im Yeti), denn es scheint als ob die Infos hier verlässlicher sind als das Internet. Und so ist es auch, am dritten Tag starten wir, nachdem wir erfahren haben, wer alles den Highway hoch und runter gefahren ist, obwohl er offiziell und laut Internet noch gar nicht freigegeben ist. Wir düsen den frisch gepflügten Trans Labrador Highway gleich durch bis Churchill Falls und am nächsten Tag nach Labrador City und Quebec.

 


Der eisige graue Schneesturm ist einer sonnigen, trockenen Kälte gewichen und wir sind geblendet von Sonne und strahlendem Weiß und der Einzigartigkeit dieser unberührten Weite.

 

 

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Crossing the Australian desserts in thongs and a summer dress, knowing the next day will be sunny as always is of course different to traveling the tundra in Labrador with -15 degrees and blizzards. But this winter travel has its own charme and unique experiences.

 


We drift with the snow along the coasts and coves of Newfoundland and Labrador, everything is grey and behind a frosty curtain of blowing snow.. We ask ourselves, what makes people live in these conditions. Just as they'd ask themselfs, what makes us travel this time of the year.

 


In Port Hope Simpson the blizzard reached us. We cannot travel any further for a few days. Stuck in a village of about 500 souls, about half of them would spend the winter here. Between gas station and cafe we learn the stories of their lives from the chatty ladies.


The gas station seems to be the busiest place in town. Young and old is out on their ski-doos and needs to top up fuel eventually. Furthermore the phone would not stand still because the owner has a snowplow and everybody wants to get the driveway done now. We figure that's the place to be for the latest update on the roads. So we stay for the night and we were right. When the internet still considered the road closed, we got the latest updates about who came and went in which direction and with the sun shining so nicely we think Yeti is good to go as well. On the freshly plowed Trans Labrador Highway we make it to Churchill Falls the same day and to Labrador City and Quebec the next.


The miserable snowstorm gave way to a dry and sunny cold, we are blinded by the bright white.